Autoren: Thorsten Lang, Christian Ott
Angesichts der aktuellen Schwäche von Schwellenländer-Anleihen war zuletzt vermehrt von der Gefahr einer neuen Schwellenländer-Krise zu lesen. Schwellenländer-Krise, was ist das eigentlich? Und wann ist es legitim, davon zu sprechen?
In früheren Jahren befanden sich zahlreiche Schwellenländer in einem fragilen Zustand, der regelmäßig in echten Krisen mündete. Bankenkrisen, Schuldenschnitte und Währungsabwertungen waren in den Siebziger bis Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts an der Tagesordnung. Die meist starren Wechselkursregime in Verbindung mit relativ geringen Devisenreserven führten immer wieder zu spekulativen Attacken auf die jeweilige Landeswährung. Kapitalflucht und Zahlungsausfälle von Fremdwährungsschulden waren die Folge.
Immer wieder wurden neue Krisenszenarien diskutiert. Die Welt war geprägt von hoher Unsicherheit, was sich auch an der deutlich höheren Volatilität in den Risikoprämien im Vergleich zu heute ablesen lässt. Der „Boom and Bust“ Zyklus führte Mitte der Neunziger zu Mexikos berühmter Peso-Krise (auch: Tequila-Krise) und gipfelte vor der Jahrtausendwende in der Asien-Krise.
Die Asien-Krise lässt sich dann jedoch auch als Wendepunkt in der Geschichte der Schwellenländer identifizieren. Seither wurde der Großteil der Schwellenländer deutlich robuster. Aus diesem Grund betrachten wir auch das derzeitige Marktsentiment als überlagert von einzelnen isolierten, negativen idiosynkratrischen Themen (insbesondere Türkei und Argentinien), die nichts an den strukturellen Gegebenheiten der Schwellenländer ändern. Nicht ohne Grund war die Asien-Krise die letzte fundamental getriebene echte Emerging Markets-Krise, die bereits zwanzig Jahre zurückliegt.