veröffentlicht im CIO-Newsletter “Märkte & Meinungen“, Stand Dezember 2023
In den vergangenen vier Jahren durchlebten die globalen Energiemärkte eine bemerkenswerte Achterbahnfahrt. Wer hätte beispielsweise erwartet, dass der Preis für ein Barrel US-Rohöl im April 2020 auf einen negativen Wert von -37 USD fallen würde, nur um anschließend eine fast ununterbrochene, zweijährige Rallye in die Nähe von neuen Höchstständen zu beginnen?! Parallel dazu zeigten die europäischen Gaspreise mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs und der strukturellen Abkopplung von russischen Energielieferungen bis dato ungeahnte Preisschwünge. Fast während des gesamten Jahres 2022 pendelte der niederländische Referenzindex TTF zwischen dem Vier- und Achtfachen seines Vorkrisenniveaus, mit Spitzen, die zeitweilig das Vierzehnfache des Preises von Anfang 2019 erreichten. Auch die heimischen Strompreise wurden davon stark beeinflusst (siehe Abbildung 1).
Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass das Thema Energie auch für 2024 bei vielen Ökonomen als einer der wichtigsten Risikofaktoren gilt. Im Folgenden werden wir analysieren, ob die fundamentale Lage bei Gas und Öl diese Sorgen rechtfertigt. Darüber hinaus diskutieren wir, welche geopolitischen Entwicklungen gegebenenfalls dazu führen könnten, dass Energie erneut zu einer Gefahr für den Konjunktur- und Inflationsausblick wird.