Der Coronavirus und der hierdurch notwendig gewordene „Shut Down“ ließ weltweit die Konjunktur einbrechen. Sowohl die Nachfrageseite durch steigende Arbeitslosigkeit als auch die Angebotsseite durch gestörte Lieferketten sind von der Krise nachhaltig betroffen.
Eine attraktive AnlagealternativeInflation Linker
Abb. 1: USA – Vollbeschäftigung jedoch keine Konsumeuphorie
Quelle: BEA, BLS, NBER, Bloomberg
Durch die gefallene und immer noch unterdurchschnittliche Kapazitätsauslastung sowie die geringe Konsumentennachfrage konnten die Unternehmen am Markt keine Preiserhöhungen umsetzen, was die Verbraucherpreise negativ beeinflusste (siehe Abb. 1). Auch die Rohstoffseite mit zwischenzeitlich negativen Rohölpreisen ließ weltweit die Inflationsraten fallen. Aber nicht nur die Inflationsraten, welche die Preisveränderung eines definierten Warenkorbes über die letzten 12 Monate wiederspiegeln, gingen zurück, auch die längerfristigen Inflationserwartungen der Marktteilnehmer erreichten neue historische Tiefstände.
Abb. 2: Inflationsraten gegenüber Vorjahr
Quelle: Bloomberg
Werden wir über mehrere Jahre rückläufige Wirtschaftswachstumszahlen sehen oder kann der Coronavirus erfolgreich eingedämmt werden, so dass sich die Wirtschaft wieder von dem Schock erholen kann und ausgefallene Produktionen mit dem Rückgang der Corona Fallzahlen aufgeholt wird? An den steigenden Aktienmarktkursen kann man ablesen, dass die überwiegende Mehrzahl der Marktteilnehmer von einer wirtschaftlichen Erholung in den nächsten Jahren ausgeht. Die eingeleiteten umfangreichen geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken sowie die fiskalpolitischen staatlichen Unterstützungen werden die Geldversorgung im Wirtschaftskreislauf deutlich erhöhen. Bei niedrigem oder negativem Wirtschaftswachstum und damit geringer Umlaufgeschwindigkeit des Geldes wirkt sich dies bislang nicht preissteigernd aus. Weiterhin führten strukturelle Gründe zu einem langfristig reduzierten Preisauftrieb, wie z.B.
- eine alternde Bevölkerung mit geringeren Konsumausgaben,
- eine stärkere Globalisierung sorgt für einen höheren Konkurrenzdruck,
- eine abnehmende gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmerschaft führt zu geringeren Lohnzuwächsen sowie
- der technologische Fortschritt ermöglicht kostengünstigere Produktionskosten.
Die langfristig wieder zu erwartende Konjunkturerholung mit einer rückläufigen Arbeitslosen- / Kurzarbeiterquote und damit steigender Verbrauchernachfrage sollte aber wieder zu steigenden Inflationsraten führen. Auch die in der Krise gewonnene Erkenntnis, dass eine hohe Globalisierung die Abhängigkeit der Versorgung von Gütern erhöht, wird dazu führen, dass einzelne Produkte wieder verstärkt im eigenen Land zu höheren Produktionskosten hergestellt werden. Bislang liegt das von der Europäischen Zentralbank (EZB) beobachtete Inflationsmaß mit aktuell 1,2% deutlich unter der 2% Zielmarke, so dass die Zentralbank weiterhin expansiv in ihrer Geldpolitik bleiben und/oder sie ggf. sogar noch expansiver gestalten kann. Nur nachhaltig steigende Inflationserwartungen würden die EZB dazu bewegen, ihre geldpolitischen Maßnahmen wieder restriktiver zu gestalten, was dann allerdings zu steigenden Nominalzinsen führen würde. Nominale Anleihen ohne Inflationsschutz würden in diesem Umfeld Kursverluste erleiden und hätten bei Laufzeitende einen geringen realen Ertrag zur Folge.
Wie kann man von steigenden Inflationsraten profitieren?
Neben der häufig praktizierten Anlageform in reale Anlagegüter (u.a. Immobilien oder Aktien) zu investieren, bietet die Investition in inflationsindexierte Anleihen („Inflation Linker“) eine gute Möglichkeit, an wieder anziehenden Inflationsraten zu partizipieren. Trotz des geringen Anteils am Emissionsvolumen (meist im einstelligen Prozentbereich) steigt das Volumen der globalen emittierten Inflation Linker seit Jahren kontinuierlich an.
Abb. 3: Marktvolumen globale Inflation Linker
Quelle: ICE BofA
Wie funktionieren Inflation Linker?
Während die üblichen Nominalanleihen einen festen Kupon besitzen und am Ende der Laufzeit zu Pari zurückgezahlt werden, besitzen Inflation Linker einen Inflationsausgleich. Dieser erfolgt sowohl durch eine Erhöhung des Kupons als auch durch den Rückzahlungsbetrag in Abhängigkeit der Inflationsrate. Bei der Investition in Nominalanleihen kennt der Investor die zu erzielende nominale Rendite bis zur Fälligkeit. Durch die noch unbekannte Inflation bis zum Auslaufen der Anleihen kennt der Anleger jedoch zum Erwerbszeitpunkt noch nicht die reale Rendite nach Inflation. Bei der Investition in Inflation Linker ist hingegen die reale Rendite zur Fälligkeit bekannt, jedoch kennt der Investor noch nicht die nominale Rendite. Die nominale Rendite der Nominalanleihen und der Inflation Linker setzen sich aus den unten stehenden Bestandteilen zusammen (siehe Abb. 4). Aus der Differenz der Rendite der nominalen Anleihen und der Rendite des Inflation Linkers kann die Break-Even Inflation berechnet werden. Sie zeigt an, welche Inflationserwartungen die Marktteilnehmer über die Laufzeit der jeweiligen Anleihepaare haben. Anders ausgedrückt: Die Break-Even Inflationsrate zeigt die Gewinnschwelle eines Inflation Linkers gegenüber der Nominalanleihe.
Abb. 4: Renditebestandteile von Nominalanleihen und Linkern
Quelle: eigene Darstellung
Die Abbildung 5 zeigt, dass die Inflationserwartungen (5Y5Y Forward und Break-Even Inflation) neue historische Tiefstände erreicht haben, während die gemessene Inflation noch nicht die Tiefstände des Jahres 2015 erreicht hat. Somit preist der Markt bereits deutlich negative Inflationsraten ein. Während die Inflationsrate die Verteuerung der letzten zwölf Monate darstellt, zeigt die dargestellte 10-Jahres Break-Even Rate die Inflationserwartung der Marktteilnehmer über die nächsten zehn Jahre auf. Sollte die realisierte Inflation der kommenden Jahre über der aktuellen Break-Even Inflationsrate liegen, wäre eine Investition in Linker profitabler als die Investition in Nominalanleihen desselben Emittenten. Sollte es wie oben ausgeführt in den kommenden Jahren zu einer wirtschaftlichen Belebung in Europa kommen, können Inflation Linker an der wieder ansteigenden Inflation partizipieren. Ebenfalls ist die aktuell zu zahlende Versicherungsprämie für steigende Inflationsraten historisch sehr niedrig.
Abb. 5: Inflationserwartung und Realrendite
Quelle: Bloomberg
Auch im Portfoliokontext hat die Beimischung von Inflation Linker durch die geringere Korrelation zu Nominalanleihen einen Diversifikationsvorteil, welcher gerade bei steigenden Zinsen zum Tragen kommt, da diese zumeist die Folge von steigenden Inflationsraten sind.
Abb. 6: Korrelation von Linker und Nominalanleihe
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnung
Fazit
Die aktuell historisch niedrigen Inflationserwartungen und der damit günstige Inflationsschutz machen Inflation Linker bei der Erwartung eines langfristig wieder höheren Wirtschaftswachstums zu einer attraktiven Anlage.