Hohe Inflationsraten haben zu deutlichen Zinserhöhungen der Notenbanken geführt – weit über die Niveaus, die wir in den letzten 15 Jahren gesehen haben. Trotz der hohen Zinsen und der noch immer recht hohen Inflation erweisen sich die USA als wirtschaftlich stabil. Die hohen Zinsen scheinen an vielen Bereichen der Wirtschaft abzuperlen, wie Öltropfen in einer Teflonpfanne. Ökonomen hatten für die USA in diesem Jahr eine milde Rezession vorausgesagt. Doch es sieht nicht danach aus, die Wirtschaft ist sozusagen resilient.
Im nächsten Jahr stehen in den USA die Präsidentschaftswahlen an. Noch sucht Präsident Biden Argumente, mit denen er punkten kann. Für seine Wirtschaftspolitik wurde in den Medien der Begriff „Bidenomics“ geprägt, meist um sie zu verunglimpfen. In den letzten Wochen hat Biden den Begriff, welcher sich nun zum Schlagwort für seine Wirtschaftspolitik entpuppt hat, für sich entdeckt. Bidenomics sieht man auch als Gegenbegriff zu den Reagonomics. Reagan stand für eine neoliberale Wirtschaftspolitik. Die Entfesselung der Marktkräfte, d.h. weniger Regulierung, weniger Staat und viel Freiraum sollten die Wirtschaft beflügeln. Durch den Schwung der Wirtschaft sollte für jeden mehr Wohlstand entstehen. Dabei wurde in Kauf genommen, dass in erster Linie die Unternehmer und Kapitaleigner ökonomisch partizipieren. Über ein Durchsickern der Gewinne in alle Beschäftigungsgruppen („trickle down“) sollten am Ende aber alle davon partizipieren. Im Rückblick haben die Reaganomics nur mäßig funktioniert, insbesondere die unteren Einkommensschichten konnten nicht partizipiert.
Bidenomics folgt keinem ökonomischen Grundkonzept. Es besteht vielmehr aus einer Ansammlung von Programmen und Maßnahmen, die bestenfalls durch einen dünnen roten Faden zusammengehalten werden. Biden möchte, dass die Amerikaner – auch die einkommensschwächeren – von der wirtschaftlichen Entwicklung partizipieren. So lauten Bidens Maxime für seine Wirtschaftspolitik:
- Öffentliche Gelder smart ausgeben.
- Arbeitnehmer müssen gut ausgebildet werden und Freiräume haben, um die Mittelklasse voranzubringen.
- Der Wettbewerb soll so gestaltet sein, dass die Kosten sinken und aktive Unternehmen gute Marktchancen erhalten.
Die drei großen Bausteine der Bidenomics sind: