Vor dem Hintergrund wachsender Herausforderungen in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) ist Anlegern eine umfassende und passgenaue Betreuung immer wichtiger. Eine zunehmende Anzahl unserer Anleger ist nicht nur auf ein professionelles Asset- und Risikomanagement Know-how angewiesen, sondern nutzt in zunehmendem Maße auch weiterführende Beratungs- und Treuhandangebote. Die Evolution der Helaba Invest zum voll umfänglichen Fiduciary Manager ist damit in vollem Gange. Welche Anforderungen dies mit sich bringt, soll im Folgenden an zwei Praxisbeispielen verdeutlicht werden.
Abb. 1: Die Wertschöpfungskette des Fiduciary Managements
Regulatorische, steuerliche und bilanzielle Fragestellungen begleiten das Fiduciary Management über die gesamte Wertschöpfungskette. So erklärt sich, dass eine umfassende Beratung unter Berücksichtigung der Aktiv- und der Passivseite bei der Bilanzstrukturierung beginnt. Die Bilanzstrukturierung erfolgt hierbei in Zusammenarbeit mit den Experten unserer Muttergesellschaft, der Helaba. Hier ist primär die individuell beste Lösung zur Ausfinanzierung und Insolvenzsicherung der Pensionsverpflichtungen zu erarbeiten. Aspekte wie Nachfolgelösungen bei Unternehmensverkäufen oder die Schaffung der bilanzrechtlichen Voraussetzungen zur Saldierung der Assets mit der Pensionsrückstellung sind zu beachten.
Fiduciary Management in der praktischen Umsetzung
Ist die bilanzielle Ausgestaltung geklärt, schließt sich die Umsetzung an. Hierzu werden im Folgenden zwei Fallbeispiele betrachtet, deren Ausfinanzierung jeweils durch Spezialfonds abgebildet wird.
Fallstudie 1: Anleger mit klassischer Defined Benefit Zusage
Der erste Anleger hat die klassische Pensionszusage einer lebenslangen Rente. Unser Startpunkt der Umsetzung ist eine ALM-Studie, die regelmäßig in Zusammenarbeit zwischen Anleger, Fiduciary Manager und einem externen aktuariellen Gutachter erstellt wird. In der ALM-Studie spielen neben liquiden auch zunehmend illiquide Assetklassen eine wichtige Rolle, um das Diversifikationspotenzial des Spezialfonds vollumfänglich ausnutzen zu können. Eine entscheidende Einflussgröße in der ALM-Studie ist dabei die Risikotragfähigkeit des Anlegers.
Nach Vorliegen der ALM-Studie beginnt die Hauptaufgabe der Umsetzung: der Transfer der theoretischen Asset Allokation aus der ALM-Studie in die Praxis. Bevor die Investition der strategischen Allokation vorgenommen werden kann, muss überlegt werden, in welcher Form die Mittel investiert werden. So ist ab einem Volumen von 50 bis 100 Mio. EUR die Ausgestaltung des Spezialfonds als segmentierten Masterfonds sinnvoll. Wir gehen im Folgenden von einer Masterfonds-Struktur für den Anleger mit einer klassischen Pensionszusage aus.
Die Investition über spezialisierte Asset Manager wird nun bei ausreichendem Volu-men einer Anlageklasse direkt in separaten Segmenten des Masterfonds umgesetzt. Bei nicht ausreichendem Volumen in einer Anlageklasse kann weiterhin über (institutionelle) Publikumsfonds bzw. ETFs investiert werden. Bei der Strukturierung der Segmente wird so verfahren, dass die folgenden Ziele erreicht werden:
- Beta-Strategie: Die Benchmarks der einzelnen Segmente ergeben in Summe die theoretische Allokation auf Basis der ALM-Studie.
- Alpha-Strategie: Die Management-Mandate in den Segmenten sind so strukturiert, dass ein sinnvolles aktives Management möglich ist.
- Kosteneffizienz: Die Fondsvolumina der Segmente sind angemessen dimensioniert, um kostengünstig investieren zu können.
- Manager-Diversifikation: Vergleichsweise große Assetklassen-Komponenten werden auf mehrere Asset Manager aufgeteilt.
Bei der Auswahl der passenden Manager für spezialisierte Segmente wird zunehmend auf eine professionelle Unterstützung zurückzugegriffen. Diese Dienstleistung wird im Rahmen eines ganzheitlichen Fiduciary Managements auch von der Helaba Invest angeboten. Gemeinsam mit dem Anleger werden im Selektionsprozess die grundsätzlichen Auswahlkriterien festgelegt. Auf dieser Basis werden Long- und Short-Lists erarbeitet. Im anschließenden Beauty Contest wird gemeinsam mit dem Anleger die finale Auswahl getroffen.
Das professionelle Risikomanagement im Rahmen des Fiduciary Managements unter Beachtung des individuellen Risikobudgets wird in der Regel von einem übergeordneten Overlay-Management übernommen. Wichtig ist dabei der Entwurf eines auf die Bedürfnisse des Anlegers maßgeschneiderten Risiko-Overlay-Konzeptes, um die Renditeziele risikokontrolliert zu erreichen.
Für die Nutzung kurzfristiger Kapitalmarktchancen sind zum einen die einzelnen Manager der Segmente verantwortlich. Zusätzlich kann das übergreifende Overlay-Management unter Beachtung der Risikobudgets kurzfristige Marktopportunitäten im Rahmen von taktischen Entscheidungen nutzen.
Im Rahmen der Strategie- und Anlageausschuss-Sitzungen werden die Leistung der einzelnen Asset Manager sowie die strategische und taktische Allokation des Masterfonds regelmäßig überprüft. Anhand transparenter Reports und Attributionsanalysen werden die Entscheidungen der Asset Manager sowie der Erfolg ihrer taktischen Maßnahmen und der Risikosteuerung dem Anleger aufgezeigt. Unter Berücksichtigung von Kapitalmarkteinschätzungen werden etwaige Anpassungen der Struktur des Masterfonds auf Sicht der nächsten Periode mit dem Fiduciary Manager besprochen und festgelegt.
Fallstudie 2: Anleger mit moderner Defined Contribution Zusage
Es wird angenommen, dass unser zweiter Anleger plant, eine moderne Pensionszusage in Form eines Life-Cycle Modells umzusetzen (siehe hierzu [Artikel in HI-Lights XYZ]). Anders als bei Anlegern mit einer klassischen Zusage steht in diesem Fall keine „normale“ ALM-Studie im Vordergrund. Vielmehr ist hier die strategische Asset Allokation des Growth und Defensive Portfolios festzulegen sowie zu bestimmen, auf welchem Pfad die Anlagen jedes Mitarbeiters altersabhängig zwischen dem Portfolio der risikoreichen Growth Assets und dem Portfolio der risikoarmen Defensive Assets umgeschichtet werden sollen.
Anleger mit einer Life-Cycle Zusage legen typischerweise die Details des Life-Cycles gegenüber ihren Mitarbeitern offen. Daher stehen neben dem ständigen Review der Pfade und Allokationen die effiziente und passive Abbildung der Growth und Defensive Portfolios im Vordergrund.
Im jungen Stadium eines Life-Cycles stellt bei einem noch vergleichsweise geringen Gesamtvolumen der Einsatz von ETF und Publikumsfonds einen effizienten Weg zur Umsetzung dar. Mit wachsendem Alter eines Life-Cycles – und damit einhergehendem wachsendem Volumen – werden perspektivisch (ebenso wie bei Anleger mit klassischer Zusage) Segmente der strategischen Allokation an spezialisierte Manager ausgelagert.
Im Rahmen des Fiduciary Managements sollten jedoch auch alternative Ausfinanzierungen zur direkten Abbildung untersucht und bewertet werden. So verbleibt bei einem Umstieg von einer klassischen Defined Benefit Altersvorsorge auf einen Life-Cycle in der Regel die „alte Welt“ der bisherigen Zusagen. Dies führt typischerweise dazu, dass beim Startzeitpunkt des Life-Cycles das Kapitalanlagevolumen sehr gering im Vergleich zum klassischen Pensionsvolumen ist. In diesem Fall kann es von Vorteil sein, den jungen Life-Cycle zunächst auf einer theoretischen Modellrechnung und die Ausfinanzierung über die Asset Struktur der bestehenden Welt zu realisieren. Eine typische theoretische Modellrechnung im Life-Cycle Fall ist die Index-Lösung, bei der die Performance der Growth und Defensive Portfolios über gängige Indizes ermittelt wird. Ist nach ein paar Jahren das Life-Cycle Volumen wesentlich, kann die theoretische Modellrechnung von realen Fonds abgelöst werden. Nun kann man umgekehrt verfahren und die „alte Welt“ als quasi statischen Anleger in den Portfolios des Life-Cycles abbilden.
Fazit
Die individuellen Anforderungen der Investoren in Verbindung mit einer zunehmenden Komplexität der Kapitalanlagen begründen das steigende Interesse institutioneller Investoren an einer Unterstützung durch die Helaba Invest im Fiduciary Management. Für die Helaba Invest ist es dabei wichtig, dem Anleger eine umfassende Begleitung und Beratung entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Kapitalanlage anzubieten. Den Anfang stellt dabei die Unterstützung bei der Bilanzstrukturierung sein. Das Herzstück des Fiduciary Managements ist für uns eine umfassende Beratung und Umsetzung der strategischen und taktischen Asset Allokation unter Berücksichtigung individueller Risikobudgets darstellen. Selbstverständlich ist für uns eine die komplette treuhänderisch übertragene Administration aller Aktiva beinhaltet.