Seit der Corona-Pandemie macht der Begriff der Deglobalisierung die Runde. Abhängigkeiten bei der Versorgung von grundlegenden medizinischen Gütern (Medikamente und Masken) traten zutage, weshalb der Ruf nach einer erhöhten Versorgungssicherheit und Produktion vor Ort laut wurde. Mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine traten ebenfalls Abhängigkeiten hinsichtlich der Versorgung mit Energieträgern aus Russland in den Vordergrund. Demzufolge war das Abkoppeln von Russland und eine höhere Diversifizierung bei Lieferanten über Nacht ein großes Thema. Dazu kamen dann die Sanktionen im Geschäft in und mit Russland. Sind wir tatsächlich, auch aufgrund der Verhinderung von Abhängigkeiten bei kritischen Gütern, inmitten einer großen Deglobalisierungswelle?
Oft wird Globalisierung mit dem Warenhandel gleichgesetzt. Doch umfasst der Begriff Globalisierung vielmehr. In den letzten Jahrzehnten haben die intensive Nutzung des Internets und eine intensive internationale Reisetätigkeit die Welt zu einem Dorf gemacht. Die Globalisierung umfasst nicht nur Handel und Dienstleistungen, sondern auch das Finanzwesen sowie soziale und politische Komponenten.
Abgesehen von einigen wenigen Statistiken zum Tourismus und zur Telekommunikation ist die Datenlage außerhalb des Güterhandels recht dünn. Da noch immer der Austausch von Gütern eine der Triebfedern des globalen Wachstums und somit auch der Kapitalmärkte ist, wird der Fokus im Folgenden auf den Güterhandel gerichtet.